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Auch im 1. Quartal 2005 starker Zuwachs bei den Verbraucherinsolvenzen

Im ersten Quartal 2005 wurden nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 8. Juni 2005 insgesamt 14.468 Verbraucherinsolvenzen gemeldet. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um nicht weniger als 35,7 %. Hier können Sie die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes abrufen........

Verschuldungsursachen 2004

In die Verschuldung führen eine Reihe von Ursachen. Nach den Zahlen aus der Beratungstätigkeit der gemeinnützigen Berliner Schuldnerberatungsstellen ist die häufigste Verschuldungsursache Arbeitslosigkeit. Gegenüber 2003 ist der Anteil der Fälle, in denen der fehlende Job zur Überschuldung beigetragen hat, deutlich angestiegen (21,0 %  gegenüber 18,7 % in 2003).


Schuldnerberatung - wichtiger als je zuvor!
In den gemeinnützigen Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen suchten im Jahr 2000 ca. 20.000 Berliner Rat und Hilfe. Diese Zahl ist auch in den Folgejahren nicht geringer geworden. Angesichts des Umstands, dass bei gestiegenem Bedarf die Zahl der Beraterinnen und Berater in Berlin sogar leicht gesunken ist, werden jedoch leider die Wartezeiten für die Betroffenen ständig länger.  
Die hohe Zahl der Ratsuchenden stellt dabei nur die Spitze des Eisbergs dar. Die Verschuldungsproblematik insgesamt ist bei weitem dramatischer: Bereits im Jahr 1998 ging der Senat in seiner Vorlage zu den finanziellen und personellen Voraussetzungen für die Umsetzung der Insolvenzrechtsreform davon aus, dass über 100.000 Berliner Haushalte überschuldet sind. Dabei wurde ein Wert von 5,6 % aller privaten Haushalte in Berlin als von Überschuldung betroffen zu Grunde gelegt.
Dem jüngsten Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (GP-Forschungsgruppe: Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999) zufolge ist jedoch davon auszugehen, dass diese Werte inzwischen in Westdeutschland auf 6,2 % und in Ostdeutschland sogar 12,5 % der Haushalte angestiegen sind. Nimmt man diese aktuellen Werte zur Grundlage einer vorsichtigen Schätzung und geht für Berlin von einem Mittelwert von 9,35 % aus, wären danach mehr als 160.000 Berliner Haushalte überschuldet.

Der Umstand, dass die Zahl der verschuldeten Berliner Haushalte weiter ständig steigt, lässt sich auch aus den Verschuldungsindikatoren ablesen:

Deutlicher Anstieg bei den Mietschulden

Mietschulden können zur Obdachlosigkeit führen und verursachen besonders hohe Folgekosten für die öffentlichen Kassen. Nach Angaben des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU e.V., dessen Mitgliedsunternehmen ca. 39 % aller Wohnungen in Berlin auf sich vereinigen, stiegen die Mietrückstände in 2002 erneut deutlich an und zwar um 13 Millionen auf 156 Millionen Euro. 

Sprunghafter Anstieg der von der Bewag veranlassten Stromsperren


Angegeben sind die Zahlen je Geschäftsjahr
Quelle: Bewag Pressestelle


Zwangsvollstreckungs- und sonst. Aufträge an die Berliner Gerichtsvollzieher (ohne Eidesstattliche Versicherungen)

Quelle: Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage Nr. 14/827 zur Situation der Rechtspflege

2. Die Grenzen der Belastbarkeit: Der Anstieg der Klientenzahlen bei den gemeinnützigen Berliner Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen

a) Der Anstieg der Zahl der Klienten in fester Beratung

Quelle: Stat. Erhebungen des Senats (InsO-Stat).
Anmerkung: Es wurden nur die Beratungsstellen berücksichtigt, die während des gesamten Vergleichszeitraums tätig waren.

b) Der Anstieg der Zahl der Kurz- und Krisenberatungen


3. Dimension und Ursachen von Verschuldung

a) Die Entwicklung der Konsumentenkredite in der Bundesrepublik


Angaben in Mrd DM (angegeben ist jeweils der Wert zum Jahresende). Quelle: Dt. Bundesbank; Monatsberichte

b) Entwicklung des Kreditkartenumlaufs in Deutschland


4. Besonderheiten aufgrund der Sozialstruktur Berlins

a) Geringes Haushaltseinkommen der Berliner Bevölkerung

Laut Angaben aus dem Sozialstrukturatlas 1999 leben knapp 3/5 bzw. rd. 58 % der Berliner Bevölkerung nicht hauptsächlich von eigenem Erwerbseinkommen, sondern primär von Sozialtransferleistungen oder elterlichem Unterhalt (s. Schaubild). Von den Einkommensbeziehern haben etwa 20 % der Bevölkerung ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 DM.
Bereits allein die Einkommenssituation in den östlichen Stadtteilen führt dazu, dass die soziale Struktur Berlins mit derjenigen anderer, westdeutscher Großstädte nicht vergleichbar ist. Die unterste Einkommensklasse (unter 1.000 DM) ist in den östlichen Bezirken erkennbar stärker vertreten als in den westlichen (Quelle: Sozialstrukturatlas 1999, S. 73). Auch die westlichen Bezirke haben jedoch mit erheblichen Problemen zu kämpfen. So sind die vier Bezirke, die im Hinblick auf die Anzahl an Sozialhilfeempfängern im Verhältnis zur Bevölkerungszahl als besonders belastet gelten (Kreuzberg, Wedding, Tiergarten und Neukölln), Westbezirke.
Diese soziale Situation führt dazu, dass der Anteil der Schuldner, die die Verfahrenskosten für das Verbraucherinsolvenzverfahren nicht aufbringen können, besonders hoch ist.


b) Sonderstellung Berlins auch hinsichtlich der Sozialhilfebedürftigkeit und sonstiger Faktoren

In einem 15-Städtevergleich mit west- und ostdeutschen Großstädten zeigt der Sozialstrukturatlas für Berlin auf, dass Berlin mit 83 Sozialhilfeempfängern je 1.000 Einwohner die zweithöchste Vergleichsdichte im gesamten Bundesgebiet aufweist (nur übertroffen von Bremen) und damit teilweise deutlich über den Werten der übrigen Vergleichsstädte liegt (Dresden, München, Leipzig, Stuttgart, Rostock, Frankfurt am Main, Essen, Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Köln, Hannover und Hamburg).
Nicht ohne Einfluß auf die Verschuldungssituation bleibt auch der besonders hohe Anteil an Alleinerziehenden in Berlin (nach den Ergebnissen des Mikrozensus 1997 lag Berlin Ost mit einem Anteil von 39 % weit an der Spitze, gefolgt von Berlin West mit 33 % und den Stadtstaaten Hamburg und Bremen mit je
31 % (Quelle: Sozialstrukturatlas Berlin 1999, S. 70, erstellt nach Angaben des Statistischen Landesamtes Berlin, Ergebnisse des Mikrozensus / Berechnungen SenGesSoz).

c) Hohe und weiter steigende Arbeitslosigkeit

Etwa jeder siebente Berliner im erwerbsfähigen Alter bewirbt sich am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen ist von 179.953 im Jahre 1991 auf 273.038 Personen im Jahre 1998 angestiegen. Von diesem Personenkreis erhielten 1998 nur 38,6 % Lohnersatzleistungen in Form von Arbeitslosengeld. In diesem Zusammenhang stieg die Zahl der Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt weiter an (allein von 1997 auf 1998 um 4,9 %).

Dementsprechend hat die sogenannte Verfahrenskostenhürde in Berlin weit größere Auswirkungen, als westdeutschen Großstädten: Der Anteil derjenigen Schuldner, die über keinerlei Möglichkeiten verfügen, die Verfahrenskosten aufzubringen, liegt damit deutlich höher als in den meisten anderen Städten (insbesondere Alleinerziehende).


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